Spürbare Warnstreiks trotz massiver Streikbrecher-Maßnahmen

von Andrej Bill ver.di Gewerkschaftssekretär

Am Flughafen Düsseldorf fanden zwei spürbare 24h-Warnstreiks für die Tarifkonflikte im TVöD & TV BVD statt.

Bessere Arbeitsbedingungen erkämpfen

Seit zwei Monaten verhandelt die ver.di-Tarifkommission mit dem Bund und Arbeitgeberverband VKA über die Volumen-Forderung von 8%, mindestens aber 350€ und unter anderem 3 freie Tage mehr. Die Kolleginnen und Kollegen fordern Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und geben sich nicht mit aktuellen Reallohnverlusten zufrieden.

Auch in der 2. Verhandlungsrunde Mitte Februar 2025 lag ver.di von den Arbeitgebern kein Angebot vor. Stattdessen äußerte man den Wunsch, möglichst gar nichts für die Beschäftigten zu bezahlen, aber das für 3 Jahre Laufzeit. Das sind keine Verhandlungen, das ist Verweigerung seitens der Arbeitgeber!

Ohne Warnstreiks gibt es keine Fortschritte in den Verhandlungen

Erneut mussten die Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben feststellen: nichts wird von den Arbeitgebern geschenkt, jede Verbesserung wird hart erkämpft! Am 24. Februar 2025 streikten die Beschäftigten der Flughafenkonzerne und Bodenverkehrsdienstleister an den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn. Weitere Flughäfen folgten gestaffelt. Am 10. März 2025 schlossen sich dem zweiten Warnstreik auch die Beschäftigten der Luftsicherheitsbranche kurzfristig an und es beteiligten sich insgesamt 13 Flughäfen gleichzeitig am Streik. An beiden Streiktagen wurde über 50% aller Flugbewegungen am Flughafen Düsseldorf annulliert. Die Beschäftigten setzen mit ihren Warnstreiks ein unmissverständliches Signal, damit es bei der aktuell dritten Verhandlungsrunde im TVöD (14.3.-17.3.) und somit TV BVD zu einer Einigung kommen kann. Oder zumindest zu einem Gegenangebot der Arbeitgeber.

Die Warnstreiks, welche zu großen Beeinträchtigung im Flugverkehr führen, unterstreichen die Bedeutung und Verantwortung unserer Kolleginnen und Kollegen in den operativen Prozesse für Flughäfen, Fluggesellschaften und Passagiere.

Arbeitgeber eskalieren mit Streikbrecher-Maßnahmen den Tarifkonflikt

Am Flughafen Düsseldorf haben zahlreiche Bodenverkehrsdienstleister massive Streikbrecher-Maßnahmen durchgeführt. Die frühe Ankündigung unserer Warnstreikmaßnahmen an Flughäfen resultiert vor Allem aus Rücksichtnahme gegenüber betroffenen Passagieren. Es soll somit eine frühzeitige Umplanung für Passagiere ermöglicht werden. Unsere Rücksichtnahme wurde rücksichtslos und kurzsichtig insbesondere durch den Bodenverkehrsdienstleister AAS Düsseldorf Ramp GmbH ausgenutzt, um die Wirksamkeit unserer Streiks zu minimieren.

Uns wurde am vergangenen Warnstreik mitgeteilt, dass Mitarbeiter in den 3 Tagen zwischen Streikankündigung und Streik massiv unter Druck gesetzt wurden. Dazu seien wiederholt 1:1 Gesprächen durchgeführt worden. Zusätzlich setzte AAS einen extra für den Warnstreik eingerichteten Shuttle-Bus ein, um vom Arbeitgeber bearbeitete Mitarbeiter an unseren Streikposten vorbei aufs Vorfeld zu befördern. Zuletzt wurde sogar der geltende Tarifvertrag BVD § 24 gebrochen, da uns berichtet wurde, dass Leiharbeitnehmer zu Streikbrecherarbeiten herangezogen wurden, was laut Tarifvertrag verboten ist.

Folgt nach Hamburg in Düsseldorf die nächste Eskalation?

Einige Führungskräfte, die die Streik-Abfragen durchführen mussten, teilten uns mit, dass der Flughafenbetreiber unter Druck ständig aktualisierte Einschätzungen von den Bodenverkehrsdienstleistern einforderte, wie hoch die Streikbeteiligung in ihren Betrieben sein werden. Diese kurzsichtige Ausnutzung der ver.di-Rücksichtnahme auf Passagiere fand ebenfalls massiv am Flughafen Hamburg statt. Um das Streikrecht unserer Mitglieder zu schützen, kündigte man in Hamburg beim vergangenen Streik dem Arbeitgeber nur noch 30 Minuten vor Streikbeginn den Warnstreik an und umging somit erfolgreich Streikbrecher-Maßnahmen.

Die Flughäfen Hamburg und Düsseldorf haben noch weitere Gemeinsamkeit: an beiden Standorten ist die AAS tätig und in beiden Standorten ist der private Kapitalinvestor AviAlliance als Anteilseigner involviert (in Hamburg mit 49%, in Düsseldorf mit 30%). Es sind die beiden einzigen Flughafen-Investitionen des Fondbetreibers AviAlliance in Deutschland, der in seiner Verpflichtung gegenüber seinen Eigentümern primär profitorientiert arbeitet. Wir weisen jetzt schon darauf hin, dass diese rücksichtslose Verfolgung kurzfristiger Profite eine Eskalation vorantreibt, die absolut nicht im Sinne von Passagieren und ihren persönlichen Planbarkeiten auch in Streikfällen sein kann!

„Wenn Arbeitgeber systematisch versuchen, Streiks zu unterlaufen, greifen sie nicht nur die Rechte der Beschäftigten an, sondern auch die Grundprinzipien der Demokratie und Mitbestimmung,“ sagt dazu Dennis Dacke, ver.di-Bundesfachgruppenleiter Luftverkehr und Maritime Wirtschaft.

Alle Flieger stehen still, wenn dein starker Arm es will
Jetzt liegt es an den Arbeitgebern, uns ein respektables Gegenangebot vorzulegen. Wir stehen ansonsten mit unseren Mitgliedern bereit, um unseren Forderungen noch mehr Nachdruck zu verleihen.

Gemeinsam stark für bessere Arbeitsbedingungen an deutschen Flughäfen!