von Andrej Bill ver.di Gewerkschaftssekretär
Die Aviapartner befindet sich im Insolvenzverfahren
Wiederholte Mahnungen der Belegschaft bewahrheiten sich!
Seit dem 12. Juni 2025 befindet sich die Aviapartner GmbH & Co. KG im vorläufigen Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Dabei warnte die Belegschaft durch Mahnwachen vor der Flughafenzentrale der Flughafen Düsseldorf GmbH oder vor dem NRW-Verkehrsministerium mehrfach vor der unsicheren Zukunft des Unternehmens und ihrer Arbeitsplätze. (Berichte Hier und Hier)
Was bedeutet Insolvenz in Eigenverwaltung?
Bei einer Insolvenz in Eigenverwaltung bleibt die Geschäftsführung im Amt, wird jedoch von einem gerichtlich bestellten Sachwalter überwacht. Ziel ist die Sanierung des Unternehmens – oder, falls das scheitert, die Abwicklung. Für die Beschäftigten bedeutet das: drohender Personalabbau, psychische Belastung, verkürzte Kündigungsfristen, Verlust von Sonderleistungen und ungewisse Zukunft!
Über 100 laufende Arbeitsrechtsprozesse gegen Aviapartner – etwa wegen tarifwidriger Bezahlung – müssen nun neu im Insolvenzverfahren geltend gemacht werden. Ob und in welcher Höhe Ansprüche bedient werden, ist völlig offen. Lohnansprüche für die Monate Juni – August 2025 werden aus Steuermitteln über das Insolvenzgeld garantiert.
Warum jetzt? – Ein Blick hinter die Kulissen
Die Insolvenz beginnt jetzt, weil die Unternehmenszentrale von Aviapartner in Brüssel jetzt den Geldhahn zugedreht hat und nicht mehr bereit zu sein scheint, dauerhaft Verluste des Unternehmens in Düsseldorf zu tragen. Zudem droht dem Unternehmen eine doppelt verschärfte Konkurrenz. Einerseits durch die späte eigene Lizenzerfüllung der AAS Deutschland und andererseits durch den Markteintritt des Eurowings-Selbstabfertigers Wings Handling Palma mit Niederlassung in Düsseldorf.
Dazu ein Rückblick:
Dezember 2022: Das NRW-Verkehrsministerium verkündet seine Entscheidung, dass Aviapartner nach 21 Jahren als Düsseldorfer Marktführer keine neue Lizenz für Bodenverkehrsdienstleistungen erhält. Stattdessen erhalten Acciona, WISAG und die AAS den Zuschlag. Herausragend ist, dass die WISAG und AAS zum Zeitpunkt der Lizenzentscheidung keine Mitarbeiter in der lizensierten Gepäckabfertigung in Düsseldorf hatten!
April 2023: Umsetzung der Lizenzentscheidung. Aviapartner bleibt zunächst mit ca. 500 Mitarbeitern auch ohne eigene Lizenz stärkster Abfertiger als Subcontractor.
Sommer 2023: Aviapartner und AAS streben ein Joint Venture an. AAS-Chef Streuli stellt sich bereits auf der Betriebsversammlung der Aviapartner als der neue starke Mann im Betrieb vor. Es folgten Verzögerungen und schlussendlich das Platzen des Vorhabens. Was bleibt: Aviapartner arbeitet weiter als Subcontracter für AAS Deutschland, die weiterhin trotz Lizenz keine eigene lizensierte Gepäckabfertigung durchführen.
Winter 23 / Frühjahr 24: ver.di wehrt gemeinsam mit dem Avia-Betriebsrat krankheitsbedingte und betriebsbedingte Kündigungswellen durch Ablehnung und Klageverfahren ab.
Sommer 2024: AAS kauft den dritten Lizenzinhaber Acciona in Düsseldorf auf. Damit deutet sich an, dass AAS zwei Lizenzen in Düsseldorf besitzt. Das NRW-Verkehrsministerium beginnt im Juli 2024 die Prüfung, ob das zutrifft und daher eine neue Lizenzausschreibung durch die Übernahme erfolgen muss, auf die sich auch Aviapartner erneut bewerben könnte.
Dezember 2024: AAS Deutschland beginnt erstmals selbst Gepäck abzufertigen und seine Lizenz selbstständig zu bedienen, obwohl sie sich bereits seit April 2023 dazu verpflichtet hatte. Also mit über 1,5 Jahre Verspätung! Aviapartner verliert dadurch an Auftragsvolumen und beginnt Tarifbruch zu begehen.
Frühling 2025: Die Wings Handling Palma kündigt an, ab dem Winterflugplan 2025/26 in Düsseldorf mit einer Niederlassung Flüge der Eurowings abzufertigen. Eine erneute Schwächung der Position von Aviapartner als zukünftiger lizenzloser Lückenfüller der Bodenabfertigung am Flughafen Düsseldorf.
NRW-Verkehrsminister Herr Krischer prognostiziert nach Rücksprache mit seinem Ministerium eine Entscheidung im ausstehenden Lizenzverfahren für spätestens Ende Juni 2025.
Juni 2025: Beginn des Insolvenzverfahrens bei Aviapartner Düsseldorf GmbH & Co KG. Auch heute, im Juli 2025, steht die Entscheidung des Verkehrsministeriums aus. Verträge von Aviapartner als Subcontractor laufen bis maximal Oktober 2025.
Drei zentrale Akteure in der Verantwortung
Der Flughafen Düsseldorf nimmt öffentlich eine unfassbar passive Position ein, trotz drohender Risiken in der Abfertigungsqualität durch das Insolvenzverfahren. Eine Mahnwache vor der Verwaltungszentrale wurde ignoriert. Die langjährige Arbeit der Beschäftigten am Standort wird nicht gewürdigt.
Die Lizenzvergabe 2022 des NRW-Verkersministeriums war ein politischer Fehler mit dramatischen Folgen für über 700 Beschäftigte. Bis heute bleibt das Ministerium eine Antwort auf die Folgen des AAS-Acciona-Deals schuldig trotz Versprechungen, bis Ende Juni 2025 eine Entscheidung zu verkünden. Sollte Aviapartner im laufenden Lizenz-Klageverfahren Recht bekommen, könnten Schadensersatzforderungen in Millionenhöhe folgen.
Die AAS steht als neuer Marktführer in der Bodenabfertigung am Flughafen Düsseldorf ebenfalls im besonderen Fokus. Sie sind der Hauptauftraggeber der Aviapartner in Düsseldorf und somit hauptsächlich von Hilfestellungen seitens Aviapartner abhängig.
Besonders die Entscheidung der AAS Deutschland, 1,5 Jahre ihre eigene Lizenz trotz ihrer Bewerbung und Zusage nicht zu bedienen, ermöglichte erst die laufende Hängepartie.
Beschäftigte der Aviapartner brauchen jetzt klare Perspektiven!
Die Beschäftigten von Aviapartner haben jahrelang unter schwierigen Bedingungen den Betrieb am Flughafen Düsseldorf am Laufen gehalten. Sie verdienen Respekt, Sicherheit und eine Zukunftsperspektive – keine Hängepartie zwischen Insolvenz, politischem Versagen und unternehmerischer Verantwortungslosigkeit.
Es muss jetzt schnell eine langfristige Lösung am Flughafen Düsseldorf für die verdienstvollen Veteranen der Bodenabfertigung von Aviapartner gefunden werden!
Alle Verantwortlichen – Flughafen, Politik und Auftraggeber – müssen jetzt ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden!